EKEL

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Manchmal kann ich mich des Gefühls von Ekel nicht erwehren. Ich sehe diesen grinsenden Kim Jong-un, der sein eigenes Volk hungern lässt, und – nebenbei gesagt – nicht gerade mager wirkt, warum fällt mir nur der Begriff „fettes Schweinchen“ ein, und den Mörder Putin, der Kriegsherr, der Usurpator, der über Leichen geht, um seine Großmachtträume zu verwirklichen. Händeschüttelnd, deals abschließend, Waffen, Waffen, gegen Getreide, Nahrungsmittel. Ein widerliches Szenarium.

Und ich merke gerade, ich muss mich zusammennehmen, darf nicht nachdenken, immer mehr quillt in mir hoch, weggedrückt, nicht hinhören, nicht hinschauen, nichts sagen. Weil da stehen sie doch auf aus dem stinkenden Morast des Unsäglichen.

War nicht gerade der 50. Jahrestag des Putsches in Chile durch den Verbrecher Pinochet (tatkräftig unterstützt von dem vorbildlichen Demokratiestaat USA), mehr als 1100 Menschen werden immer noch vermisst, brutal gefoltert und ermordet.

Und was ist mit den Frauen im Iran und in Afghanistan, unterdrückt, drangsaliert, ermordet, zum Verstummen gebracht. Wo seid ihr eigentlich muslimische Frauen dieser Welt beim Blick auf eure Schwestern, könntet ihr nicht nur einen einzigen Tag eure Kopftücher als Zeichen der Solidarität und des Protestes abnehmen? Ich bin sicher Allah wäre einverstanden.

Und nicht denken darf ich an Syrien und den Massenmörder Assad, der immer noch an der Macht klebt und durch seine Frau bei Harrods in London einkaufen lässt.

Oh je, ich kann gar nicht aufhören, mehr und mehr an Widerlichkeiten, Verstörendem, Grausamkeiten gelangen an die Oberfläche.

Schnell weg damit, sonst kann man ja nicht leben. Die drei Affen, Hand vorm Mund, vor den Augen, vor den Ohren. Das ist unsere westliche Existenz.

Ich bin sicher, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, eine Normalität zu leben, all das Wegdrücken, Wegschauen, Verschweigen, Verstummen kostet Energie. Vielleicht ist es die Erde selbst, die uns durchschütteln, uns abschütteln wird, diese widerliche kleine Bande an Säugetieren.

Treffen wird es – wie immer – die Ärmsten. „Denn die einen sind im Dunkeln und die Andern sind im Licht und man sieht die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“ – man schaut einfach weg. Immer das gleiche üble Spiel.

Nur wir „gut Situierten“ sollten uns nicht zu sicher fühlen.

Im übrigen ist ja kein Geld da. Für Fußballtransfers schon und zum Spaß kann man sich auch den auf der IAA vorgestellten Mercedes-AMG One kaufen, kostet vor Steuern 2,75 Millionen Euro. Für treue Kunden.